Abstoß als Bumerang im Fußball

Ich bin kein großer Fußballexperte, habe aber in meiner Jugend, also lange vor meiner Zeit als Übersetzer, immer gern Fußball gespielt.

Bei der jüngsten Europameisterschaft, besonders im Halbfinalspiel gegen Italien, ist mir der Bumerang-Effekt des Torabstoßes aufgefallen. Ca. 90 Prozent aller Abstöße, die von Torwart Neuer gekickt wurden, waren lange Abstöße hinter die Mittellinie. Die dabei meist folgenden Kopfballduelle sind ein Roulettspiel. Die Wahrscheinlichkeit, den Kopfballkampf zu gewinnen, hängt maßgeblich vom Glück sowie von der Anzahl der jeweiligen Spieler in der gegnerischen Hälfte ab. Da in der gegnerischen Hälfte meist mehr gegnerische Spieler als deutsche waren, konnten in der Regel die Italiener den Ball ergattern. Bei mindestens 75 Prozent aller Torabstöße schenkte Neuer den Italienern den Ballbesitz, so daß der Ball wieder und wieder als Bumerang zum deutschen Tor zurückgebracht wurde. Ein gezieltes Zuspielen des Abstoßes an bestimmte Stürmer ist also nicht möglich und noch ungenauer als ein Langpaß. Beim Abschlag war das gleiche Bild zu sehen, wobei hier naturgemäß die Präzision noch geringer war.

Der italienische Torwart Buffon dagegen tendierte zum Gegenteil und kickte den Ball beim Abstoß bevorzugt an seine hintere Linie von Abwehrspielern, die den Ball dann meist mittels Kurzpässen ins Mittelfeld brachten. Bei dieser Taktik ging der Ball dann nie sofort verloren.

Daß die Gleichung „hoher Ballbesitz gleich große Torchancen“ nicht unbedingt immer stimmt, ist mir klar, und das Spiel gegen Holland beweist diese Ausnahme der Regel. Dennoch führt der lange Abstoß fast immer zu Ballverlust und ist damit unklug.

 

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