Petition gegen die Beschneidung bei Kindern

Ein schwieriges Thema, die Debatte über die Beschneidung. Ja, ich habe es eigentlich immer gewußt, daß Muslime (auch so ein schwieriges Wort, in meiner Jugend sagte man – wertfrei – Mohammedaner) und Juden beschnitten werden. Spätestens seit dem Religionsunterricht wußte ich das, bestimmt seit ich 14 war. Wie die Beschneidung durchgeführt wird, wo diese vollzogen wird und vor allem, daß Beschneidung eigentlich überhaupt nichts mit “Beschneiden“ zu tun hat, sondern immer weg- oder abschneiden bedeutet, war mir dagegen nicht so präsent. Bei der Beschneidungsdebatte geht es nicht um die Beschneidung an sich, sondern um die Beschneidung von Neugeborenen und Kindern ohne deren Einwilligung.

Beschneidung = Abschneiden der Vorhaut

Die englische Übersetzung von Beschneidung bzw. der lateinische Begriff dafür heißt circumcision respektive Zirkumzision und ist damit bereits viel plastischer, denn damit wird ausgedrückt, daß kreisförmig geschnitten wird, und wenn der Kreisschnitt zu Ende ist, dann muß zwangsläufig etwas abgeschnitten sein, nämlich die Vorhaut. Bei der Beschneidung wird dabei bis zu 50 Prozent der gesamten Haut weggeschnitten, dies hängt aber von der Praxis ab, wobei wohl meist die gesamte Vorhaut abgeschnitten wird. Diese Operation wird meist ohne bzw. ohne ausreichende Betäubung durchgeführt. Die Schmerzen sowie der postoperative Wundschmerz über mehrere Tage bis Wochen danach sind auch für Säuglinge spürbar.

Ist die Debatte der Beschneidung ein Affront gegen Juden und Muslime?

Das kommt auf den Standpunkt an. Die meisten der Beschneidungsgegner sind wohl aus grundsätzlichen Gründen gegen die Beschneidung wehrloser Kinder und haben nichts gegen eine freiwillige Beschneidung mit 14, 16 oder 18 Jahren. Natürlich gibt es unter den Leserbriefschreibern auch Menschen mit rechtsextremer Gesinnung, doch der Mehrheit geht es sicher nicht um Ausgrenzung, sondern um die konsequente Handhabung des Verbotes der Körperverletzung, und sind der Meinung, daß das bestehende generelle Verbot jeder Art von weiblicher Beschneidung, das bestehende Verbot der körperlichen Bestrafung von Kindern sowie der Verstümmelung von Tieren nicht vereinbart werden können mit der weiteren Billigung der männlichen Beschneidung. Beschneidung ist Körperverletzung, und darin sind sich praktisch alle Juristen und Ärzte einig.

Daß Muslime und Juden diese Debatte als feindselig ansehen, ist nachvollziehbar. Eine religiös begründete Praxis, die bei den Juden noch strikter als bei den Muslimen zu beachten ist, wird angegriffen und nicht nur infragegestellt. Juden sehen die Beschneidung als unabdingbaren Teil ihrer Religion an, manche sehen darin sogar einen Kern des Jüdischseins. Ein Verbot der Beschneidung durch die Römer vor fast 2000 Jahren hat letztendlich, trotz teilweise drakonischer Strafen, nicht zu deren Abschaffung geführt. So wird es auch heute fraglich sein, ob ein Verbot tatsächlich die männliche Beschneidung in Deutschland abschaffen wird. Wahrscheinlicher ist es, daß Muslime und Juden hierfür ins angrenzende Ausland gehen.

Petition gegen die Beschneidung

Für oder gegen die Beschneidung? Jahrelang war es mir schlicht egal. Sollen doch die verschiedenen Religionen tun und lassen, was sie wollen. Mich betrifft es doch nicht! Diese „laisser-faire“ Haltung ist jedoch unfair gegenüber den Betroffenen. Sie können sich nicht wehren und müssen über sich ergehen lassen, was die Religion bzw. ihre Eltern wollen. Wer dies verhindern möchte, kann die Bundestagspetition gegen die Beschneidung zeichnen. Sie läuft allerdings bereits 18. September aus.

Link zur Petition gegen die Beschneidung

Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, daß es momentan auch eine konträre Petition gibt.

 

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