Eigentlich schaue ich lieber gute Filme, aber über eine Linkempfehlung einer Tageszeitung kam ich auf die neue französische Serie Call my Agent. Neu ist die Serie eigentlich nicht, doch erst jetzt ist sie nach 5 Jahren auch hier in Deutschland kostenlos in Amazon Prime zu sehen. Call my Agent handelt von einer Schauspielagentur in Paris, die Schauspieler und Filmproduzenten zusammenbringt. Die Vermittlungsprovision ist 10 %, und so lautet auch der französische Originaltitel – vielleicht hätte ich auch Schauspieleragent werden sollen! Die 4-5 Vermittler sowie ihre Assistenten setzen sich für ihre Schauspieler ein, lösen deren Probleme, kämpfen gegen die Konkurrenz und und kommen sich auch sonst näher. Das Besondere an dieser Reihe, deren 3 Staffeln mit je 6 Folgen auf Deutsch und teilweise auch auf Französisch ausgestrahlt werden, sind die Gastauftritte berühmter französischer Schauspieler wie Juliette Binoche, Isabelle Huppert oder Jean Dujardin. In der vierten Staffel sind unter anderem Jean Reno, Charlotte Gainsbourg und Dany Boon angekündigt.
Leider gibt es für die teilweise in französischer Sprache angebotene Serie keine deutschen Untertitel, so dass Zuschauer, deren gesprochenes Französisch nur mäßig ist, den Film nur auf Deutsch verfolgen können. So so ging es auch mir, zwar bin ich Übersetzer, aber selbst kein Französisch-Übersetzer, und während ich die französische Sprache leidlich mündlich mitverfolgen kann, benötige ich dennoch Untertitel, die es leider in Call my Agent nicht gibt.
Als Übersetzer ist mir trotzdem einiges aufgefallen:
- „Aber nein“ wurde in der gesamten Serie für „mais non“ verwendet. Kein Deutscher sagt „aber nein“, zumindest nicht in der Häufigkeit, wie dies die Franzosen tun.
- „Klienten“: die Kunden der Agentur wurden durchgängig Klienten genannt. Dies entspricht auch nicht dem deutschen Sprachgebrauch, passt wohl aber besser auf die Lippen.
- „Wer“ statt „jemand“. Das Wort jemand war offensichtlich den Übersetzern unbekannt. Stattdessen wurde durchgängig „wer“ bzw. „wen“ verwendet.
- „Pullern“ (ein Wort, das meiner Spracherkennung Dragon Legal unbekannt ist) ist wie auch das vorher genannte Wort (wer für jemand) Regiodialekt, keineswegs jedoch Standardsprache. Ich bin derweil sicher, die französische Schauspielerin hat „pissen“ gesagt.
- „Einen schönen Tag noch“: Dieser eigentlich unsägliche Anglizismus („have a nice day“) wird natürlich von den Franzosen häufig verwendet. „Bonne journee“ (WordPress scheint keine Akzente zu mögen) ist für sie kein Anglizismus, jedoch hätte man im Deutschen hier kreativer sein können.
Insgesamt ist Call my Agent eine vergnügliche Abendunterhaltung – mal etwas ganz anderes als die üblichen amerikanischen Serien.